diese galt als die gefährlichste Stadt der Welt. Das war Mitte der 90´. Bekannt in aller Welt wegen dem berüchtigtem Medellin Kartell, dem Drogenboss Pablo Escobar, dem weltweit gefährlichsten Wohnviertel Comuna 13 und etwa 6500 Mordfällen pro Jahr. Zum Glück haben wir jetzt 2018, die Situation in Medellin hat sich sehr zum positiven geändert und so können wir einen Besuch in die Hauptstadt des Department Antioquia wagen. Die Anreise erfolgte mit einem modernen Reisebus direkt aus Salento. Die Fahrt dauerte gute 7 Stunden und führte uns wieder durch atemberaubende Landschaften. Es ging auf kurvenreichen Straßen bergauf und bergab und wir konnten die gigantische Aussicht genießen. In Medellin am Busbahnhof Nord angekommen werden wir noch einmal kurz an Düsseldorf erinnert. Die Düsseldorfer Haltestelle für die Fernbusse ist im gesamten so groß wie in Medellin ein einziger (Bus-) Bahnsteig. Und davon gibt es in Medellin mehr als 20 und gut beschildert. Wir sind nach der Ankunft mit dem Taxi zum Hotel Egina Medellin gefahren. Kosten für das Hotel = 34 Euro pro Nacht inkl. reichhaltigem Frühstück für das Doppelzimmer. Eine gute Wahl in einer sicheren Gegend. Nur noch schnell zu Abend gegessen und dann sind wir auch schon ins Bett gefallen. Den darauffolgenden Morgen begannen wir mit einer Erkundung der Stadt per Metro. Diese Metro ist der ganze Stolz der Stadt. Es gibt zwei Metro Linien sowie drei Metrocabel Strecken. Die Metro Linien verlaufen durch den gewaltigen Talkessel und die Metrocabel sind Seilbahnen welche den einfachen Zugang zu den höher gelegenen Stadtteilen ermöglichen. Eine Fahrt kostet pro Person 70 Cent und man kann so oft umsteigen wie man will. Oder auch mit dem Metrocabel auf den Berg fahren, die Aussicht genießen, Fotos schießen und wieder ins Tal zurück fahren. Weil die Bewohner so stolz auf ihre Metro sind und sicher auch weil auf jeder Station einige Angestellt auf Ordnung und Sauberkeit achten ist die Metro mit Abstand die Sauberste, die wir je gesehen haben
Leider begann es im Laufe des Vormittags zu regnen und so mussten wir erst einmal in einer großen Shopping Mall abwettern.
Als es am Himmel wieder heller wurde sind wir zum Plaza Botero gefahren. Die dortige Attraktion sind 23 Skulpturen vom Sohn der Stadt und berühmten Künstler Fernando Botero. Schön anzusehen und weil der Platz viele Touristen anlockt kostet der Kaffe dann auch gleich mal das doppelte im Vergleich zur Nachbarschaft. Aber sehenswert sind die Figuren auf jeden Fall.
So verbrachten wir einen entspannten Tag und am Abend gab es seit längerem mal wieder eine Pizza. In der Nähe unserer Unterkunft verläuft die Calle 70, welche eine einzige, ewig lange Fressmeile ist. Hier gibt es Nahrung für jeden Geschmack und Geldbeutel. Zurück im Hotel begann die Planung für den nächsten Tag. Wir wollten an einer Tour durch die Comuna 13 teilnehmen. Dieses berüchtigte Viertel der Stadt in dem die Mordrate 1993 bei 3000 Toten auf 100000 Einwohner lag. Zuerst hätte sich die ganze Tour für uns beinahe in Luft aufgelöst. Es gibt einige Anbieter bei denen man eine geführte Tour buchen kann. Jedoch haben alle Anbieter eines gemeinsam: man muss bis 16 Uhr am Vortag buchen um einen Platz zu bekommen. Diese Erkenntnis ereilte mich gegen 21 Uhr. Aber man soll sich ja nicht gleich von so Kleinigkeiten abschrecken lassen. So begaben wir uns mit der Metro am Morgen kurz vor 10 Uhr zur Station San Javier. Dort ist Treffpunkt für die Graffiti Tour von Freetour.com. Eine Tour durch die Comuna 13 von Jugendlichen, welche selbst aus dem Viertel stammen und dadurch ganz hautnah über die Veränderung in den letzten Jahren berichten können. Unser Guide Laura hatte kein Problem mit 2 weiteren Besuchern. Wir waren gut 30 Besucher für die englischsprachige Tour. Aufgeteilt in 2 Gruppen mit je einem Guide machten wir uns auf den Weg. Gleich zu Beginn erzählte Laura uns von ihrer Kindheit. Wenn Sie angesprochen wurde wo sie wohnt, hat sie nie ihre wirkliche Herkunft preisgeben. Die Comuna 13 war auch in Medellin nicht gut angesehen. Durch ihre strategisch günstige Lage zu den Straßen im Hinterland war sie ideal für krumme Geschäfte geeignet. Durch die Armut im Viertel war es ein leichtes an willige Jugendliche zu kommen die für ein Taschengeld eine Straftat begehen. All das hat Pablo Escobar ausgenutzt und von hier sein Kartell geleitet. Und wer im in den Weg kam wurde halt umgebracht. Wer einen Polizisten erschossen hat bekam 1000 Dollar. So war auch sichergestellt, dass kaum ein Beamter in dieser Gegend zu sehen war. Als er selber im Jahr 1993 zur Strecke gebracht wurde war die Situation aber auch noch nicht wirklich besser. So entstand ein Machtvakuum und von nun an bekämpften sich mehrere Gangs in der Comuna 13 um die Vorherrschaft im Drogengeschäft. Die Leidtragenden waren die Bewohner. Laura erzählte uns von einigen Freunden, welche sich aus Perspektivlosigkeit an eine Guerilla Gruppe angeschlossen haben und kurze Zeit später tot waren. So sind in nahezu jeder Familie Opfer aus der Zeit der großen Drogenkämpfe in der Stadt zu verzeichnen. Doch diese traurige Zeit ist zum Glück vorbei. Nach der Operation Orion im Oktober 2002 gingen die Machtverhältnisse wieder an den Staat über. Gemeinsam mit den Bewohnern der Comuna 13, welche das ewige Leid satt hatten, und den Anstrengungen der Stadtverwaltung hat sich das Ansehen der Gegend erheblich verbessert. Es wurde viel Geld in die Bildung der Kinder investiert. Öffentliche Büchereien eröffnet, Schulen und Kindergärten gebaut und die Jugendlichen der Stadt können aktiv bei der Gestaltung der Gegend mitwirken. Im Jahr 2011 wurde ein System aus 6 Rolltreppen errichtet um den Zugang zum Viertel speziell für die ältere Bevölkerung zu vereinfachen. Die Jugendlichen gestalten ihr Viertel durch Graffiti an den Wänden. Mit den Bildern erzählen sie von ihrer Wahrnehmung der Veränderung. In der heutigen Zeit sind die Kinder stolz auf ihre Gegend und keiner verleugnet noch seine Herkunft. Am Ende der Tour berichtete einer der jungen Graffiti Künstler von den Bausteinen zum Erfolg: Infrastruktur und Bildung! All diese Infos erhielten wir von unserer Laura. Sie gestaltete die Führung ungemein spannend und sogar ihr Haus hat sie uns gezeigt. Dabei war sie auch darauf bedacht, dass wir bei den Bewohnern der Comuna unser Wasser, Eis, Mittagessen, Kaffee, Bier u.s.w. kaufen. Denn nur so haben alle was vom Erfolg und den vielen Touristen welche die Gegend nun täglich besuchen. Wenn man dies beachtet und außerdem auch weiß, das ein Teil des Geldes welches durch die Führungen erwirtschaftet wird den Kindern der Gegend zu gute kommt, dann bedarf es auch keines schlechten Gewissens bei einem Besuch in der Comuna 13.
Und wer es von euch geschafft hat den ganzen Text zu lesen wird jetzt noch mit ein paar Aufnahmen der Tour belohnt. Wir erkunden inzwischen den Dschungel im Amazonas. Das nächste Reiseziel heißt Leticia.