Pläne sind dafür da geändert zu werden. Wie die meisten Blogleser schon gemerkt haben hat es mit dem Segelmekka „Isle of Wight“ leider nicht geklappt. Wind, Welle und Strom waren dagegen. Wer weiß wofür es gut war. Es blieben als Alternative eine Rückfahrt nach Brighton, einen unbekannten Hafen im Solent im Dunkeln anzulaufen oder eine Nachtfahrt nach Portland. Und so sind wir zur Halbinsel Portland gekommen. Die Nachtfahrt war wunderschön; sternenklarer Himmel bei Halbmond mit ein paar Sternschnuppen und passendem Wind aus Nord-Osten. Was will man mehr. Gegen 9 Uhr morgens, bei schönstem Sonnenschein, konnten wir im Hafen von Portland festmachen. Nach dem Duschen gab es für jeden 3 Spiegeleier auf englischem Pappbrot und dann legten wir uns für ein paar Stunden in die Koje. Beim Anmelden im Hafenbüro erhielten wir vom netten Hafenmeister den Tipp mit dem Bus zum Portland Bill Lighthouse zu fahren und den Wanderweg entlang der Klippen wieder zurück zum Hafen zu wandern. Das setzten wir in die Tat um. Am Ende des Weges sollten wir mit einem original englischem Pub belohnt werden. Die Wanderung war tatsächlich spektakulär und das Bier schmeckten bei Sonnenuntergang über dem Meer noch mal so gut. Eigentlich wollten wir am nächsten Tag sofort weiter um den Ostwind auszunutzen der endlich mal eingetroffen ist. Aber es gefiel uns hier so gut, dass wir einen weiteren Tag blieben. Die Zeit im Hafen nutzten wir um uns über die Gegend zu informieren und um ein paar anstehende Arbeiten am Boot zu verrichten. Die Bucht vor Portland ist mit drei riesigen Wellenbrechern geschützt und hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Sie wurde unter Anderem zur Erprobung von Torpedos genutzt, in der Zeit des 2. Weltkrieges wurden von hier die Truppen der Alliierten in die Normandie verschifft und nach dem Krieg war hier ein bedeutender Stützpunkt der Royal Navy. Der Letzte Höhepunkt in der Geschichte der Gegend waren im Jahr 2012 die Segelwettkämpfe der Olympischen Spiele vor Weymouth und Portland. An diesem Ort hat Sir Ben Ainslie seine vierte Goldmedaille gewonnen. Heute ist hier eines der Top Erholungsgebiete mit jeglicher Art von Wassersport. Zurück zu unserem Wassersport. Auf der Fahrt von Brighton nach Portland hatte sich die Windex (für Landratten: Gerät zur Anzeige des scheinbaren Windes) von ihrer Position im Masttop verabschiedet. Also war es mal wieder Zeit mit Werkzeug bewaffnet auf einen Arbeitsplatz in 16 Meter Höhe zu wechseln. Am Ende war alles wieder an seinem Platz und auch noch Zeit für ein paar Fotos aus luftiger Höhe. Mit nun wieder komplettem Schiff ging es weiter an der englischen Südküste nach Dartmouth. Der Segeltag verlief recht unspektakulär und so konnte ich die Zeit mit der Reparatur des PoE Adapters für unsere WLan Antenne nutzen. Zum Glück haben wir genug 230 Volt Inverter an Bord um auch einen Lötkolben auf hoher See zu befeuern. 🙂 Dartmouth; eine Stadt mit ganz alter, bedeutender Geschichte. Von dort wurden unter Anderem die Kreuzzüge im zwölften Jahrhundert gestartet und es ist seit 1905 das Britannia Royal Naval College vor Ort ansässig. Aus der Gegend um Dartmouth kommt ebenfalls die bekannte Schriftstellerinn Agatha Christie. Es war schade dass wir nicht länger bleiben konnten, aber am nächsten Tag wollten wir schon weiter nach Plymouth. In Plymouth angekommen war erst mal Schluss mit dem englischem Sommer und wir durften seit längerer Zeit wieder auf lange Hosen wechseln. Am Abend wurde das Wetter dann besser und wir erlebten ein ganz besonderes Spektakel. Kurz nach Sonnenuntergang um 21:30 Uhr begann der zweite Teil der englischen Meisterschaften der Feuerwerker. Es hatte jede der drei teilnehmenden Firmen 10 Minuten Zeit um den Himmel zu erleuchten. Einfach nur ganz großes Kino. So etwas hatten wir noch nie in unserem Leben gesehen. Es ist kaum zu glauben was mit den Raketen aus heutiger Zeit alles möglich ist. 🙂 Am darauffolgendem Morgen sind wir zu unserer vorerst letzten Etappe an der englischen Südküste gestartet. Es ging nach Falmouth. Die nächste Stadt mit langer Tradition im Süden von England. Von hier aus wurden lange Zeit die Routen der Postschiffe bedient, es ist einer der größten Naturhäfen mit Platz für etwa 850 Schiffe, einige bedeutende Werften sind hier ansässig und unter anderem war Falmouth Zielhafen für Sir Robin Knox-Johnston und Ellen MacArthur auf ihren Einhand-Weltumseglungen. Als ganz großen Tipp für Falmouth Besucher können wir nur das Maritime Museum im Herzen der Stadt empfehlen. Wissen zum Anfassen für Groß und Klein! In diesem Ort genießen wir das Flair mit den unzähligen kleinen Geschäften und Pubs. Für Moni gab es eine neue Segeljacke und ich habe schon mal die Seekarten für die nächsten Etappen besorgt. Es geht nach jetziger Wetterlage am Dienstag dem 23.08. weiter gen Süden auf unsere bisher längste Etappe mit geplanten 440 Seemeilen. Wir melden uns, wenn alles gut geht, am kommenden Wochenende aus La Coruna an der spanischen Atlantikküste. So langsam verlässt uns die Sonne in England. 🙁
Wie immer: viel Spaß mit den Bildern und dann wieder an die Arbeit! Der Chef will über Lösungen informiert werden und im montags Meeting von Erfolgen berichten…