Manchmal kann es von Vorteil sein, ein kleines Boot zu haben. Wir haben einen Tiefgang von nur 1,70 Meter und unser Mast mit Antenne ist nicht höher als 17 Meter. Mit diesen Maßen können wir auf dem ICW nach Norden fahren.
Der ICW ist ein Kanal-und Flußsystem, das parallel zur Atlantikküste durch das Landesinnere von Florida bis Weit in den Norden der Ostküste der USA reicht. Der Nachteil an dieser Route ist, dass man überwiegend Motoren muss. Zur Zeit herrscht von Palm-Beach bis nach Georgia Flaute, sodass die Entscheidung über den ICW zu tuckern nicht schwer fiel.
Unser Abenteuer begann am 8. Juni in Palm Beach. Kurz nachdem wir den Anker oben hatten mussten wir schon die 1. Brücke anfunken. Über Kanal 9 erkundigten wir uns über die nächste Öffnung und nach der Durchfahrt bedankten wir uns bei dem Brückenwärter. Der Wasserweg ist gut betonnt, an steuerbord ist eine grüne, gut sichtbare Markierung und backbord eine rote Markierung. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist alles erlaubt was nicht ausdrücklich verboten ist. So darf man überall neben dem betonnten Wasserweg ankern. Manchmal ist es direkt neben der Betonnung sehr flach, so dass man immer den Tiefenmesser im Auge behalten muß. Nach 45 sm und fast 9 Motorstunden sind wir am ersten Abend wie bei einem Wohnmobil neben der Straße rechts rausgefahren und haben den Anker auf 2 Meter Wassertiefe fallen gelassen – Mitten im Nirgendwo.
Manchmal ist der Fluß sehr breit, dann wiederrum sehr schmal. Aber da kaum Schiffsverkehr herrscht, wurde es niemals eng. Wir tuckerten gemütlich mit ca. 5 Knoten an große Villen vorbei, die unmittelbar am Wasser gebaut sind oder durch große Mangrovengebiete, durch Schilflandschaften und an Urwäldern vorbei. Jeder Tag war landschaftlich anders und wir freuten uns am Abend auf den nächsten Abschnitt. Wir bekamen ein bisschen ein Gefühl dafür, wir riesengroß Amerika ist. Nur durch halb Florida waren es bereits über 300 Seemeilen.
Wir brauchten für die 308 sm 7 Tage und waren 57 Motorstunden unterwegs. 2 x haben wir geankert, 1 x Hafen, 3 x an einer Mooringtonne, hatten 3 x Grundberührung 🙁 Passierten 46 Brücken, davon waren 16 bewegliche Brücken welche wir über Funk anrufen mussten. Die Öffnung der Brücken verlief ausnahmslos super! Wir meldeten uns etwa 300 Meter vor der Brücke per Funk an, der Brückenwärter antwortete direkt, die Schranken wurden geschlossen, die Brücke geöffnet und wir mussten nicht einmal unsere Geschwindigkeit reduzieren oder gar anhalten. Der ganze Spaß ist auch noch kostenlos. Da kann Holland noch viel lernen… 🙂
In Titusville, kurz vor Kap Canaveral, haben wir uns für US$ 20.00 eine Mooringtonne geangelt. Ich bin an Land gepaddelt, habe die Tonne bezahlt und bin dann duschen gegangen, was für eine Wohltat.
In Daytona Beach sind wir in die Halifax Harbor Marina gegangen. Wir brauchen mal wieder Wasser. Wir wurden sehr freundlich vom Hafenmeister empfangen. Im ICW sind wir Deutsche eine Rarität und so dauerte es nicht lange bis der Ami von gegenüber zu uns kam und ein Smalltalk begann. Jim, Texaner (schwer zu verstehen), Heidi, geborene Deutsche aber im Alter von 4 Jahren mit den Eltern ausgewandert boten sich an, zusammen mit ihrem Auto – einen großen Cadillac, in die Stadt zum Essen zu fahren. Es wurde ein sehr netter Abend in einem Irish-Pup.
Am nächsten Tag gingen wir in St. Augustin an eine Mooringtonne (US$ 20.00). Leider reichte die Zeit nur für eine sehr kurze Stadtbesichtigung. St. Augustin ist die älteste, durchgehend besiedelte, von Europäern gegründete Stadt an der Ostküste. Sie hat einen richtigen Stadtkern, enge Gassen, urige Kneipen mit Livemusik und viele kleine Läden. Am nächsten Morgen ging es direkt wieder weiter. An der nächsten Brücke kam der Brückenwärter aus seinem Häuschen und begrüßte uns mit einem deutschen „Guten Tag“ und wedelte mit seiner Mütze. Wir haben den Eindruck, dass bald jeder Amerikaner irgendwelche deutsche Wurzeln hat. Als wir an einer der Villen vorbei fuhren, riefen uns Leute ein „Hallo Deutschland“ zu. Einfach toll!
Die letzte Mooringtonne auf unserer Strecke war bei Fernandina Beach. Eine sehr hässliche Gegend! Die Betonfabriken waren laut und stanken. So legten wir bereits um 7 Uhr morgens wieder ab. Diesmal ging es raus auf den Atlantik. Nach unseren Informationen ist der Teil des ICW um Cumberland Island sehr flach, man könnte nur bei Hochwasser durch, und noch eine Grundberührung wollten wir nicht riskieren. Es war immer noch Flaute und so war auf dem Meer keine Welle und wir kamen gut voran.
Am Mittwoch den 14. Juni um 14:30 Uhr haben wir Brunswick im Bundesstaat Georgia erreicht. Die Crew der Kyla erwartete uns schon am Steg und es gab ein herzliches Wiedersehen bis in die späte Nacht. Wir waren froh uns nochmal zu treffen denn am nächsten Tag starteten Jo und Margit Richtung Deutschland.
Wir haben noch ein paar Wochen Zeit bis unser Flieger geht. Diese Zeit werden wir nutzen um unserer MORA ein wenig Pflege zukommen zu lassen.
unsere (Motorboot) Fahrt beginnt nach 4 Tagen Dauerregen in Palm Beach/FL
Mit uns sind noch ein paar Schöne ( ? ) & Reiche ( !! ) unterwegs
wenn auf dem ICW das Speedlimit greift kann der Chef schon mal vorfliegen
auf Kanal 9 Anfunken und ohne zu Bremsen weiterfahren, um den Rest kümmert sich der Brückenwärter 🙂
Markierung am Rand des Kanals, das gelbe Symbol ist auf Allen Markern welche zum ICW gehören. Man beachte das Speedlimit von 30 MPH (in Deutschland schafft das kaum ein Boot)
hier wollten wir eigentlich anhalten und fragen ob das Haus zum Verkauf steht
aber so eine Fahrt durch die Natur ist dann doch schöner 🙂
Mangroven
und Mini Inseln wechseln sich ab
bis die nächsten Villen auftauchen
mit Bootsanleger vor der Haustür
auch nicht schlecht
Natur pur
Castillo de San Marcos, St. Augustine